Inhalte
1. Kurze Gedichte
2. Das kürzeste Gedicht
3. Stille Kunst
4. Nichts?
5. Quellen
Kurze Gedichte
Viele Künstler haben sich bereits an einem möglichst kurzem Gedicht versucht. Haikus besitzen bekanntlich nur drei Zeilen und zählen somit als die kürzeste Gedichtform. Dabei müssen sie normalerweise stets die Struktur von 5, 7 und 5 Lauteinheiten einhalten. Ein kurzer Dreizeiler (aber kein Haiku) von mir mit dem Titel „Klimawandel“:
Ist nur ne Farce
Oh, das wars
Dann auf zum Mars
Manche Gedichte sind noch kleiner und bringen es sogar auf nur drei Wörter wie z.B. „Fleas“ (Flöhe):
Adam
Strickland Gillilan
Had ‚em.
Dabei zählen wir ausnahmsweise den Titel nicht mit. Als Muhammad Ali 1975 nach „Fleas“ dem bis dato kürzesten Gedicht der Welt gefragt wurde und was er davon halte, antwortete dieser:
I’ve got one: Me. We.
Er knüpfte damit perfekt an „Fleas“ an und erschuf ein neues Gedicht aus lediglich zwei Wörtern. Ohne den Kontext ist es etwas schwierig einzuordnen, aber das ist bekanntlich bei vielen Gedichten der Fall.
Das kürzeste Gedicht
Gibt es noch kürzere Gedichte? Wie wäre es mit bloß einem Wort oder noch weniger? Dann kann es sich ja nicht mehr reimen, wird der ein oder andere anmerken. Laut Definition müssen Gedichte das aber auch gar nicht:
Poesie ist eine Form der Literatur, die ästhetische und rhythmische Eigenschaften der Sprache – wie Phonästhetik, Klangsymbolik und Metrik – nutzt, um mehr zu bedeuten, als es das sonst tun würde.
Frei übersetzt von Wikipedia
Meine Versuche eines sehr kurzen Gedichtes:
A bee
Has to pee
On your knee
2 L8
Im Englischen hieße dies: „Too late“
N8
Ausgeschrieben als „Nacht“ können alle darin vorkommenden Wörter nacheinander folgenden Reim bilden: „Nacht nach Acht.“
Gut, ich geb’s zu. Mit den Zahlen habe ich ein bisschen geschummelt, aber was tut man nicht alles für die Kunst.
Laut Guinness-Buch der Rekorde ist bzw. war das offiziell kürzeste Gedicht von Aram Saroyan folgendes: Es ist eine vierbeinige Version des Buchstabens „m“. Dazu gibt es zwei schon etwas schräge Interpretationen:
Das Gedicht spielt mit der Bildung eines Alphabets, als ob sich „m“ und „n“ gerade trennen würden.
Frei übersetzt von Wikipedia
Es ist ein Wortspiel bezogen auf „I am“, welches die Entstehung eines Bewusstseins selbst impliziert.
Nachdem immer mehr Künstler in verschiedenen Bereichen versuchten noch kürzere Rekorde zu erreichen, stellte das Guinness-Buch der Rekorde diese Kategorie mit folgender Begründung ein:
Die Natur des Wettbewerbs um etwas, das von seiner Natur her das Kürzeste ist, trivialisiert die ausgeführte Tätigkeit…
Unabhängig von offiziellen Anerkennungen ist mein Favorit jedoch das Gedicht von J. W. Curry:
i
Hierbei handelt es sich um das englische „i“ (Ich), wobei er bei dem realen Gedicht den i-Punkt mit seinem Fingerabdruck erstellt hat. Das „i“ ist somit nicht irgendein Ich, sondern J. W. Curry und nur er ganz allein und niemand sonst.
Ich habe mich auch einmal an einem Gedicht mit nur einem Buchstaben versucht:
O
„Ohhh“ als ein Ausspruch, der ewig anhält, denn ein Kreis ist schließlich endlos.
Aber was könnte eine so langanhaltende Reaktion verursachen? Die ständige neue Verwunderung oder das Erstaunen über den stetigen und ewigen Erkenntnisgewinn der Menschheit? Oder Begeisterung darüber, dass Lebewesen in so einem sonst trostlosen Universum die Chance bekommen für sich selbst das Glück zu suchen?
Such dir etwas von den tausend möglichen Interpretationen aus. Dabei muss ich zugeben, es wirkt schnell sehr weit hergeholt und ohne Zusammenhang verliert sich die Bedeutung.
Stille Kunst
Geht es noch kürzer? Tatsächlich gibt es ein Gedicht von R. W. Watkins, welches lediglich aus drei leeren Zeilen besteht, um darin etwas hineinschreiben zu können. Es hat zwar einen Titel „Le Vide (for Yves Klein)“, was so viel wie „Die Leere“ bedeutet, aber das unterschlagen wir einfach mal geschickt…
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Dasselbe Phänomen gibt es in der Musik. Es existieren eine Reihe von Songs, welche keinen einzigen Ton enthalten, sondern nur Stille. Aber zählt so etwas noch als Kunstwerk oder Gedicht? Immerhin kann Stille im richtigen Kontext ihre eigene Magie entfalten. Sei es bei der Mondbeschau oder den Blicken zweier Liebenden. Wenn Stille für sich steht, kann sie weiterhin eine starke Wirkung entwickeln, dies hängt jedoch stark vom Leser selbst ab. Das ist bei Haikus aber ebenfalls oft der Fall.
Nichts?
Nun bleibt die Frage, ist noch weniger als Stille möglich? Gibt es weniger als Nichts? Stille beinhaltet immer noch die Möglichkeit des Füllens. Sei es durch Musik, Sprache oder dem Füllen leerer Zeilen. Was aber wenn das Medium, dessen man sich bedienen möchte, selbst fehlt? Damit wäre es nicht einmal mehr möglich etwas darauf zu schreiben.

Ein Loch im Papier wäre für den Schriftsteller demnach das absolute unveränderliche Nichts. Falls dir das alleine als Besonderheit nicht reicht: Das Loch wurde ironischerweise mit meinem eigenen Schreibgerät erzeugt, welches damit sein nötiges Medium und seine eigene Grundlage selbst zerstört hat. Zudem ist das Interessante an einem unveränderlichen Nichts, dass so etwas in der physischen Realität eigentlich nicht vorkommt. Es kann nur in unseren Köpfen existieren. Wir Menschen erschaffen damit also ein allerkleinstes Kunstwerk mit unserer Vorstellung, wozu niemand sonst in der Lage wäre.
Wie du siehst kann das Spielen mit Wörtern unglaublich viel Spaß machen. Und hast du jetzt selber Inspiration für ein kurzes Gedicht bekommen? Dann schreib deine Idee doch als Kommentar. Ich bin gespannt.
Quellen
„Shortest Poem“ von Vsauce (Video)
Wikipedia Haiku
Wikipedia Shortest Poem
Wikipedia Aram Saroyan
Wikipedia Poetry
kurze Gedichte habe ich noch nicht hingekriegt aber eine traurige Geschichte in drei Worten: Er starb hungrig.
das Loch im Gedicht gefällt mir aber sehr
das ist so absolut, so leer
wahrscheinlich gibt es nicht
auch nicht EIN Wort dafür
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Freut mich, dass es dir gefällt. Für den ersten Kommentar auf meiner Webseite gibt es auch extra ein Bienchen ;D.
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Mein kürzester Gedicht bisher war ein Beitrag zu „Der Dienstag dichtet“ und wie folgt:
Mein Gedicht
Mein Gesicht
Gruß Werner
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