Die perfekte Geschichte

„Ist es nicht erst dann perfekt, wenn es nicht komplett perfekt ist? Oder beruhigen sich so nur die Unbegabten?“, grübelte der alte Mann an seinem Schreibtisch und strich sich gedankenversunken durch seinen grauen Bart. Überall lagen Papierschnipsel mit unfertigen Texten verstreut. Mit einem Mal schlug die Haustür auf und eine ältere Dame betrat die Hütte.
„Ach, hier treibst du dich also die ganze Zeit herum“, begrüßte sie ihn forsch.
„Du kommst gerade ungelegen. Ich hab viel zu viel zu tun“, antwortete er, ohne sich umzudrehen.
„Ich hab dich draußen schon ewig nicht mehr gesehen“, meinte sie und näherte sich dem Schreibtisch. Argwöhnisch beäugte sie den überfüllten Arbeitsplatz und fragte: „Was ist denn so wichtig, dass du nicht einmal mehr deine alte Freundin besuchen kommst?“
Er blickte zu ihr auf und sagte: „Ich habe beschlossen, die perfekte Geschichte zu schreiben.“
„Ist das dein ernst? Nimmst du dir da nicht etwas zu viel vor?“, meinte sie belustigt.
„Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?“, fragte er streng.
„Oh nein, das nicht. Aber kann es überhaupt etwas Perfektes geben? Treten dabei nicht unweigerlich Paradoxien auf?“
„Das gilt es zu widerlegen. Und ich bin bereit, mich dieser Herausforderung zu stellen.“
„Na dann wünsch ich dir viel Glück dabei. Übertreib es bloß nicht“, sagte sie.
„Ja ja“, meinte er. „Keine Sorge, ich lass mich bald mal wieder sehen. Bis dahin.“
„Na gut, alter Griesgram“, sagte sie und verließ die Hütte wieder.

Doch wie sie bereits geahnt hatte, ließ er sich nicht blicken. Viel lieber schlug er sich unzählige Nächte um die Ohren, um weiter an seiner perfekten Geschichte zu arbeiten. Einige Wochen später, als sie des Wartens müde geworden war, kam die ältere Dame wieder vorbei.
„Hab ich mir’s doch gedacht, dass du dich nicht blicken lässt“, begrüßte sie ihn. Er antwortete nicht. Sie schaute zum Schreibtisch hinüber und entdeckte ihn mit dem Kopf, in seinen Armen eingebettet, auf dem Tisch liegen.
„Hat er sich wohl doch mal etwas Ruhe gegönnt?“, fragte sie sich.
Während sie noch überlegte, ob sie ihn wecken sollte, sagte plötzlich eine Stimme: „Ich hab schon mehr als die Hälfte geschafft.“
Sie fasste sich vor Schreck an die Brust.
„Meine Güte hast du mich erschrocken. Ich dachte, du schläfst.“
Er hob seinen Kopf und begann: „Seit wann…“
„Egal… arbeitest du wirklich immer noch an diesem perfekten Geschreibsel?“, fragte sie.
„Jaha, und es fehlt gar nicht mehr viel“, antwortete er. Sie schaute ihn skeptisch an und meinte: „Du kennst aber schon das Paretoprinzip? Dass 80% der Arbeit leicht von der Hand gehen und 20% der Arbeit 80% Aufwand mit sich bringen?“
„Natürlich, ich hab das schließlich erfunden“, sagte er und lachte.
„Ahja, dann schon mal danke dafür. Das ist nämlich echt nervig“, beschwerte sie sich. Daraufhin meinte er: „Alles hat seinen Platz und seine Berechtigung. Wenn es nicht so wäre, wie es ist, wäre es doch ganz schön unterkomplex und wahnsinnig langweilig.“
„Gerade deshalb solltest du am besten wissen, dass nicht immer alles perfekt sein muss“, konterte sie. Der Alte stand auf und machte eine ausladende Geste.
„Unperfektes gibt es wie Sterne im Universum. Wenn du etwas schaffen willst, das aus all dem heraussticht, muss es heller erstrahlen als der hellste Stern.“
Sie winkte ab und meinte: „Na Hauptsache du wirst irgendwann fertig.“
„Du wirst schon sehen. Es wird selbst dir die Sprache verschlagen“, sagte er und lächelte verschmitzt.
„Solange danach wieder alles wie immer wird, soll’s mir recht sein“, meinte sie und verdrehte die Augen.

Viele Wochen später bekam er erneut Besuch von seiner alten Freundin. Diesmal betrat sie die Hütte jedoch in einer erschütterten Eile, als wäre sie vor dem Teufel höchstpersönlich auf der Flucht.
„Sie kommen, sie kommen! Die Engel kommen!“, rief sie. Der Alte saß wie üblich an seinem Schreibtisch. Er drehte sich zu ihr und fragte ungläubig: „Die Dunklen? Die kommen doch sonst nur alle zehn Brahma-Jahre.“
Sie zeigte nach draußen und fragte: „Und, willst du sie nicht sehen?“
„Nein, ich hab Besseres zu tun. Ich bin nämlich kurz davor, mein Werk zu vollenden.“
„Aber, die Engel… die kannst du dir doch nicht entgehen lassen.“
„Beim nächsten Mal, mit Sicherheit“, sagte er und wandte sich ab.
Plötzlich klopfte es. Ein Engel mit dunklen Flügeln stand in der offenen Tür. Der Alte sprang erschrocken auf. Seine Freundin wich ehrfürchtig zur Wand zurück.
„Was wollt ihr hier?“, fragte der Alte harsch. Der Engel betrat die Hütte und antwortete: „Mein Herr, wir sind gekommen, um Sie abzuholen. Um Sie ins nächste Reich zu führen.“
„Das… das kann nicht sein. Ich bin hier noch nicht fertig“, sagte er entsetzt. Der Engel fuhr fort: „Es tut mir leid, doch so ist es. Und Sie werden…“
Da bäumte sich der Alte auf und schrie mit einer gottgleichen, bodenerzitternden Stimme: „ICH LASS MIR GAR NICHTS BEFEHLEN! ICH BIN SCHLIEẞLICH DAS ALPHA UND OMEGA!“
„Mein Herr, dessen sind wir uns bewusst. Doch jedes Wesen unterliegt Samsara – dem natürlichen Lauf des Wandels; auch Ihr“, versuchte ihn der Engel zu beschwichtigen.
„Ich…“, begann er.
„Ihr, der Ihr doch nahezu allwissend seid, seid Euch dem sicher bewusst“, fügte der Engel hinzu.
„Ja aber… aber ich bin noch nicht fertig“, sagte der Alte mit zittriger Stimme.
„Daran können wir nichts ändern. Dies lag stets nur in Eurer Hand.“
„Aber, es fehlt nicht mehr viel. Ich brauche nur etwas mehr Zeit“, versuchte er zu verhandeln.
„Als könnten wir den Fluss der Zeit verändern. Dies obliegt allein Samsara“, erwiderte der Engel.
„Wenn ich sie nicht fertigstelle, dann…“, begann der Alte und schaute zu seiner alten Freundin. Sie schaute traurig zurück und sagte: „Es tut mir leid, aber du weißt, ich bin nicht für deine Sphären verantwortlich.“
„Es ist Zeit. Kommt, mein Herr“, sagte der Engel und streckte ihm die Hand entgegen. Der Alte zögerte.
„Dann kann ich nur beten, dass es sich von selbst zum Guten vollendet.“
Er faltete seine Hände zusammen und schloss kurz die Augen. Eine Träne huschte über sein Gesicht.
„Nun gut, meine alte Freundin. Auf kein so baldiges Wiedersehen“, sagte er und nahm die Hand des Engels. Augenblicklich transzendierte der Engel mitsamt dem Alten in einem hellen Lichtblitz davon.

Der Gott des Todes und die vier Törichten – Das hässliche Angebot

Es war einmal in einer weit entfernten Zeit. Man hatte es geschafft, alle Krankheiten zu heilen. Ebenfalls musste niemand mehr aufgrund des Alters sterben. Es begab sich nun, dass sich vier Törichte trafen und über die alten Götter diskutierten.
„Ja, dem kann ich nur beipflichten. Den Gott des Todes haben wir endlich besiegt“, sagte einer.
„Ja welch ein überflüssiger Tropf“, sagte ein anderer.
„Genau, der soll nur kommen, als könnte der uns was.“
Mit diesen Worten ausgesprochen, erschien Katox vor ihnen – der Gott des Todes und der Krankheit. Keiner wich vor ihm zurück. Der erste Törichte maß sich an: „Verschwinde Armseliger. Hier hast du nichts mehr zu suchen.“
„Ist das so?“, lachte Katox. Und mit einem Fingerschnippen schied der erste Törichte dahin. „Mögest du für tausend Jahre auf Erden wandeln, Ungläubiger.“
Die restlichen drei, nun sichtlich eingeschüchtert, baten ihn um Verzeihung.
„Nun, ich bin heute in guter Stimmung. Entweder hole ich euch gleich oder ihr nehmt mein spezielles Angebot an. Fairerweise werde ich es euch näher erläutern. Ich verspreche euch, ich werde euch nicht persönlich holen. Solltet ihr jedoch aus einem anderen Grund dahinscheiden, müsst ihr danach so viel Jahre auf Erden wandeln, wie ihr lebend hier verbracht habt, bevor ihr ins Reich der Toten einkehren dürft.“
Ohne zu zögern, nahmen alle drei das Angebot an.
„Dann auf ein baldiges Wiedersehen, denn dies kann ich euch versichern“, sagte Katox und verschwand.
„Was kann uns jetzt noch geschehen? Das war eine gute Wahl, meine Freunde. Wir können nicht durch Krankheit oder Alter sterben und jetzt kann uns selbst Katox nicht mehr mit seinem Finger töten“, meinte der zweite Törichte. Die anderen pflichteten ihm bei.
„Trotzdem sollten wir Vorsicht walten lassen. Jene die Katox unterschätzen, verlieren schließlich immer“, gab der dritte Törichte zum Besten. Daraufhin trennten sie sich und gingen wieder ihrem gewöhnlichen Alltag nach.

Eines Tages war der zweite Törichte gerade mit seinem fliegenden Vehikel unterwegs. Da erschien plötzlich Katox vor ihm. Der Törichte erschrak fürchterlich, wodurch er die Kontrolle über sein Flugvehikel verlor. Mit einem heftigen Knall stürzte er gegen einen Berg und schied augenblicklich dahin.
Kurz darauf erschien Katox dem dritten Törichten auf dem Markt. Dieser wandte sich vor Angst von ihm ab und begab sich sofort auf den Heimweg. Währenddessen murmelte er: „Ich werde in keiner deiner Fallen tappen.“
Doch die Furcht blieb. Zur Sicherheit schloss er sich in sein Heim ein. Er ließ sich nur das Nötigste bringen und versuchte jede Bewegung zu vermeiden. Es dauerte nicht lange, bis seine Paranoia vollständig Besitz von ihm ergriff. Mit den Worten: „Mich kriegst du nicht, mich kriegst du nicht. Ich trick’s dich aus, hehe. Ich komm dir zuvor“, schnitt er sich selbst die Kehle durch und schied dahin.

Der letzte Törichte ließ sich nicht so leicht beirren. Er hatte einen starken Geist und war weit entfernt von Furcht oder Verrücktheit. Katox ließ ihn sich eine Weile in Sicherheit wiegen, doch es dauerte nicht lange, da erschien er auch ihm. Er weckte ihn zu später Stunde.
„Was willst du Katox? Willst du mich jetzt doch noch holen?“
„Ich sagte bereits, dass werde ich nicht tun und ‚Katox lügt niemals‘. Was wären sonst meine Angebote wert? Doch jenes, was ich euch offerierte, hättet ihr nie wählen sollen.“
„Ach, lass mich schlafen. Du kannst mir nichts, erbärmlicher Gott.“
„Das meinst du. Doch sagte ich nur, ich werde keinen von euch persönlich holen.“
Der letzte Törichte sah ihn verwundert an: „Was willst du damit sagen?“
„Sieh nur, wie friedlich deine Frau hier schläft. Als würde alles gut werden.“
Katox hob seine Hand und mit einem Fingerschnippen schied die Frau des Törichten dahin.
„Was, das kannst du nicht tun!“, schrie der Törichte.
„Welch begrenzter Geist. Wie kann ich nicht tun, was bereits geschehen ist? Nun denn, wollen wir uns deinen Kindern widmen?“
Katox hob erneut die Hand.
„Nein, bitte nicht. Du hast gewonnen.“
„So?“, tat Katox erstaunt. Er senkte seine Hand.
„Du Monster, Scharlatan und Blender.“
„Wenn du mich nur beschimpfen willst, scheinst du ja noch nicht aufgegeben zu haben.“
Der Gott hob erneut seine Hand. Augenblicklich sprang der Törichte aus dem Fenster und fiel in die dunkle Tiefe der Nacht. Als er den Boden erreichte, schied er dahin.

Like Stone

Like a statue in a queue
Fixed with glue
I’m sitting on the ground
No one hears any sound
Peaceful and calm
Like there is no harm

But deep inside
My soul is broken wide
If this was a dream
And my lungs could breathe
I would scream
Over every fallen leaf
Over every burned down tree
Echoing into the dark sea

I would tell a story
Without any glory
About an endless fight
Without any light
About burning flesh and locked eyes
About a head crushed by a rock
About a blinding fog
About life playing dice

If I just could be
As strong as the sea
As light as the sky
And be my real I

If I just could feel
My blood spinning like a wheel
My heart pumping in my chest
Joy dancing without rest

But one day
I know for sure
I will thrive
And I will say
I’ve fought my way
Back into life

Das kleine Monster ohne Bestimmung

Es war einmal ein kleines Monster. Verzweifelt suchte es nach seiner Bestimmung. Jeden Tag fragte es sich: Warum ist es hier? Wieso ist es als Monster geboren worden? Und warum jagen es die Zwerglinge Tag und Nacht?
Eines Tages von einer Schar Zwerglingen verfolgt, verließen es die Kräfte. Seine Verfolger kamen immer näher und näher. Kurz bevor sie es eingeholt hatten, entdeckte es eine Höhle. Mit letzter Kraft rettete es sich ins Dunkle. Die Zwerglinge, Angst davor sich in der Dunkelheit zu verlaufen, ließen von dem Monster ab. War es also seine Bestimmung für ewig im Dunkeln zu hausen?

Doch es dauerte nicht lange, da erfanden die Zwerglinge das Feuer. Nun hatten sie keine Angst mehr vor den dunklen Höhlen. Tag und Nacht jagten sie das Monster.
Eines Tages von einer Schar Zwerglingen verfolgt, verließen es die Kräfte. Trotz der weit verzweigten Höhlen und den engen, rutschigen Passagen kamen seine Verfolger immer näher und näher. Diesmal gab es kein Entrinnen. Die Zwerglinge schlugen auf das arme Monster ein. Aber ihre schwachen Waffen konnten seine Haut nicht durchdringen. Vor lauter Furcht flohen die Zwerglinge, so schnell sie konnten. War es also seine Bestimmung furchtlos zu leben?

Lange lebte das Monster ohne Angst. Doch auch dies sollte sich ändern. Es kam der Tag, da entwickelten die Zwerglinge tödliche Waffen. Diese vermochten selbst die Haut des Monsters zu durchdringen. Tag und Nacht jagten sie das Monster.
Eines Tages von einer Schar Zwerglingen verfolgt, verließen es die Kräfte. Seine Verfolger kamen immer näher und näher. Diesmal gab es kein Entrinnen. Die Zwerglinge schlugen auf das arme Monster ein und verletzten es fürchterlich. Angst ließ es erzittern: Musste es jetzt sterben, ohne je seine Bestimmung erfahren zu haben? Doch noch größer als seine Angst blitzte plötzlich Wut in ihm auf. Drum riss es seinen Schlund unvorstellbar weit auf und verschlang mit einem Mal ein halbes Dutzend der Angreifer. Vor lauter Furcht flohen die restlichen Zwerglinge Hals über Kopf.
Und so fand das kleine Monster seine Bestimmung als Monster.

In manchen Abhandlungen der Zwerglinge wird die Geschichte um eine Zeile erweitert, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Wahrscheinlich wurde sie nach Zargons Heldentaten hinzugefügt:

Dann kam Zargon und erschlug das Monster. Denn seine wahre Bestimmung war der Tod.

Der Fisch am Haken

Es war einmal ein gewöhnlicher Mann. Er hatte nie an Wunder geglaubt. Doch was sich die nächsten Tage ereignen würde, würde dies ändern. Am Ende eines längeren Arbeitstages kam er nach Hause, ließ sich ohne Umschweife ins Bett sinken und fiel sogleich ins Land der Träume.
Dort traf er seine wundervolle Frau. Zusammen spazierten sie einen Weg entlang, der sich durch das Herz eines großen Waldes schlängelte. Sie erzählten sich, was ihnen gerade in den Sinn kam, lachten und genossen den Spaziergang. Plötzlich sagte sie: „Wenn du mich wiedersehen möchtest, musst du lediglich an mich denken.“
„Das klingt ja, als würdest du gehen wollen“, wunderte er sich. Anstatt etwas zu sagen, lächelte sie nur. Mit einem Mal blieb sein Fuß an einer dicken Wurzel hängen. Er schaute hinunter und riss sie mit aller Kraft aus dem Boden. Als er wieder hochschaute, war die Frau verschwunden. Besorgt folgte er dem Waldweg. Vielleicht versteckte sie sich bloß hinter dem nächsten Baum. Doch bevor er die nächste Abzweigung erreichte, erschien aus dem Unterholz eine kleine Gruppe zwielichtiger Gestalten. Offensichtlich waren es Banditen, denn jeder von ihnen hatte entweder ein Messer oder Dolch in der Hand. Sie lachten den Mann hämisch an. Im nächsten Moment attackierten sie ihn.
In dieser Sekunde wachte er auf. Einerseits war er froh, auf der anderen Seite war er auch etwas enttäuscht. Trotz des aufwühlenden Traumes konnte er recht schnell wieder einschlafen, aber keine Träume folgten mehr in dieser Nacht.

Die Sirene läutete wie jeden Tag die Mittagszeit ein. Gelangweilt schlenderte er zur Essensausgabe. Da erinnerte er sich wieder, was sie im Traum zu ihm gesagt hatte. Er wollte sie unbedingt wieder sehen und so versuchte er sie die ganze Zeit in Gedanken zu behalten bis es schließlich Abend wurde. Er glaubte nicht wirklich, dass es funktionieren würde, doch das tat es.
Im Traum schritt er zunächst einen schmalen Trampelpfad entlang. Alsbald endete dieser an einer kleinen Holzhütte. Ohne darauf zu achten, was sich noch bei der Hütte befand, öffnete er die alte Tür und trat ein. Und tatsächlich, da war sie auf einem Sessel mitten im Raum und wartete nur auf ihn…

Die Träume waren jedes Mal gleich und dennoch genoss er sie immer mehr. Aber umso mehr er sich an ihnen erfreute, desto mehr missfiel ihm der Tag. Den ganzen Tag lang dachte er nur noch an sie. Er dachte, das Einzige, was ihn glücklich machen könnte, wäre sie, obwohl ihm bewusst war, dass er sie nie wieder wirklich treffen wird können. Mit der Zeit wurde es schlimmer. Schnell war er am Tag verärgert und trübsinnig. Er störte sich an allem, was ihm widerfuhr. Nun wollte er nicht mehr warten, bis es Abend wurde. Sobald er von der Arbeit nach Hause kam, legte er sich ins Bett und versuchte einzuschlafen.
Der darauffolgende Traum war anders als die anderen. Als er dieses Mal die Holzhütte erreichte, stand jemand neben der Tür, den er zuvor nie bemerkt hatte. Es war ein alter Mönch. Während er die Tür öffnete, sagte der Mönch: „Weißt du, warum dein Geist gefangen ist wie ein Fisch am Haken?“
Der Mann beachtete den Mönch kaum und trat ein…

Einige Tage später stand er am Bahnhof und wartete auf den Feierabendzug. Da fiel ihm die Frage des Mönches wieder ein und wollte nicht so recht aus seinem Kopf. Zuerst dachte er, es ist klar, dass der Fisch gefangen wird, weil er hungrig ist und nach dem Köder schnappt. Sein Fehler ist also etwas zu essen? Aber wenn er nichts isst, wird er ebenfalls sterben. Also wie sollte ihm das bitte helfen? Plötzlich realisierte der Mann, dass hungrig zu sein etwas ganz Natürliches und nichts Verwerfliches ist. Der Fisch wird nicht wegen dem Köder gefangen, sondern weil er an diesem festhält und nicht mehr loslässt. Da wusste der Mann, dass es nicht mehr nötig war ständig an sie zu denken. Mit dieser Erkenntnis begannen sich seine Gedanken sogleich zu beruhigen und für einen Moment konnte er die Stille sogar genießen.

Wenn er nun ab und an von ihr träumt, kann er sich ohne Bedauern an ihrer Gesellschaft erfreuen. Am Morgen wacht er dann mit einem zufriedenen Lächeln auf und schaut gen Himmel.

Desperate Scream

I’m waiting
My heart is shaking
I’m lying in my blood
I’m screaming ’shut up‘
Because you don’t care
What we share

I thought
You were my angel and
You’ll bring me out of this hell
But you let go of my hand
You let me alone in my frozen cell

I needed you, but you looked away
I tried to fight, but I was your prey
Your last words sounded so cheap
I wasn’t able to speak
My mouth was dry
Now I’m high
By this never ending pain
The future loses any fame

I’m waiting
My heart is shaking
I’m lying in my blood
I’m screaming ’shut up‘
Because you don’t care
What we share

Day by day
Your glory decays
Like a snowman in spring
I can’t break this burning ring
Which chains me to you
I’m losing my last shoe
The only thing I smell
Is your perfume, it’s called hell

I ask you
Why didn’t you help me
When I was crying
Why don’t you see
That I’m dying

I’m waiting
My heart is shaking
I’m lying in my blood
I’m screaming ’shut up‘
Because you don’t care
What we share

Das kleine Engelchen

Es war einmal ein kleines Engelchen mit langen, dunklen Haaren, für jeden Menschen schön anzusehen, doch nicht so in der Engelsschule. Dort wurde es von den anderen Engelchen immer wieder geärgert, da einer seiner Flügel etwas geknickt war. Drum freute sich das Engelchen besonders, wenn es ein Mal in der Woche nicht zur Schule musste. An diesem Tag flog es hinab zur Erde, wo es seine Ruhe vor den anderen hatte. Dort wollte es mit den Tieren Freundschaft schließen, um endlich jemanden zum Spielen zu haben. Doch sobald ein Reh oder Hase es erblickte, flohen diese in Windeseile. Das kleine Engelchen verlor dennoch nicht den Mut. Die Tiere waren wahrscheinlich einfach zu schüchtern, dachte sich das Engelchen. Aber solange es nicht von ihnen geärgert wurde wie von den anderen, hatte es hier unten wenigstens seine Ruhe.
Eines schönen Tages durchstreifte es wieder einmal den Wald und kam an einem umgestürzten Baum vorbei. An dessen Wurzeln tummelten sich einige Käfer. Als sich ihnen das kleine Engelchen näherte, verkrochen sie sich in die Dunkelheit. Traurig setzte es sich neben den Baum. Eine Träne lief dem Engelchen die Wange herunter. Keiner mag mich, dachte es verzweifelt. „Wein doch nicht“, kam es aus dem Baum. Das Engelchen wandte sich der Wurzel zu und erst jetzt sah es, dass ein kleiner schwarzer Käfer darauf saß. „Du bist nicht weggerannt wie die anderen?“
Es strahlte den Käfer an. „Weißt du, die meisten hier halten nicht viel von euch. Sie sagen immer, ihr würdet euch für etwas Besseres halten, mit euren Flügeln und eurer ganzen strahlenden Erscheinung“, antwortete das Käferchen. „Aber du nicht?“, sagte das Engelchen. Sie schauten sich kurz in die Augen und das Engelchen verstand. So hatte es nun doch jemanden gefunden, der es so akzeptierte, wie es war. Endlich einen Spielkameraden gefunden, verbrachten sie den ganzen Tag miteinander.
Langsam wurde es Abend. „Ich muss wieder los“, sagte das Engelchen auf einmal. Fragend blickte es der Käfer an. „Ich kann erst in einer Woche wiederkommen, ich muss doch zur Engelsschule“, antwortete es traurig. „Warum denn?“
„Ach Käferle, das ist alles nicht so einfach. Wenn ich einen Tag nicht zur Engelsschule gehe, dann verlier ich meine Flügel und das willst du bestimmt nicht.“
„Nein, auf keinen Fall“, antwortete der Käfer. Sie verabschiedeten sich voneinander und das Engelchen flog wieder nach Hause.

Es verging Woche um Woche und mit jedem weiteren Tag mit dem Käferchen schlossen sie sich mehr ins Herz. So glücklich war das Engelchen noch nie gewesen. Auch wenn es immer noch zur Schule musste, konnte es sich jetzt umso mehr auf seinen freien Tag freuen. Einige Wochen später, die Sonne stand bereits tief am Horizont, sagte das Käferchen: „Mein Engelchen, ich weiß gar nicht, was ich die ganze Woche ohne dich machen soll. Kannst du wirklich nicht da bleiben?“
„Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kann, Käferle. Ich muss doch…“, antwortete es ihm. „Ich weiß, aber kannst du nicht trotzdem?“
Da ließ das Engelchen den Kopf sinken, holte tief Luft und schaute dann den Sternen entgegen. Doch es brachte keine Antwort heraus. Es winkte ihm noch kurz zum Abschied und flog daraufhin gen Himmel.
Die nächsten Tage erschienen dem Engelchen schlimmer als sonst. Es war froh, als es endlich wieder seinen freien Tag hatte. Glücklich flog es hinab. Es trat an sein Käferchen heran. Er schien zu schlafen. Doch als es ihn an sich drücken wollte, merkte das kleine Engelchen, was passiert war. „Nein Käferle, nein, das kann nicht sein. Mein geliebtes Käferle“, dachte das Engelchen und fing bitterlich zu weinen an. Es konnte gar nicht mehr aufhören und so weinte es drei Tage lang, bis die letzte Träne auf den Erdboden tropfte. Dann sah es ein letztes Mal in die Augen des Käferchens und sagte: „Ja Käferle, ja…“

Abschied

In einer Winternacht
Wurdest du zum Friedhof gebracht
Dein Körper wurde zu Grabe getragen
Stille überall, niemand wollte etwas sagen
Langsam wurdest du nach unten gelassen
Ich konnte es nicht fassen
Sank auf die Knie
Ich hielt es nicht mehr aus und schrie
Wäre ich doch mitgegangen
Warum war ich von Furcht befangen?

Nach einem kurzem Schlummer
Hinterließ ich einen Blumenstrauß voll Kummer
Musste all meine Kräfte ballen
Und verließ diese trostlosen Hallen
Gefüllt mit Dunkelheit und Trauer
Ein letztes Mal schaute ich zurück zur Friedhofsmauer
Etwas hab ich mit herausgetragen
Was es ist, kann ich nicht genau sagen
Nun sehe ich wie durch andere Augen
Und ich weiß, dass kann mir niemand rauben

Glühwürmchen

Eine Frühlingsbrise lässt die Blätter erzittern
Der kühle Regen macht es unmöglich
Ein anderes Glühwürmchen zu wittern
In seiner Einsamkeit friert das Tierchen bitterlich
Obwohl es sicher und geborgen am Eichenstamm sitzt
Unglücklich krabbelt es zur Krone hinauf
Der Regen nimmt zu, es donnert und blitzt
Der Himmel schlägt seine letzten Augen auf

Von hier oben lässt es seinen Blick in die Ferne schweifen
Das Umland ist dagegen ganz von Dunkelheit umhüllt
Ein kleines Licht nicht weit von hier lässt Hoffnung in ihm reifen
Doch es ist nur ein Blitz, der den Wald mit Helligkeit erfüllt
Traurig schüttelt es Regentropfen aus seinen nassen Flügeln
Dabei öffnet es sie, als wären sie eine Last
Bevor es dazu kommt, über seinen nächsten Schritt zu grübeln
Wird es von einer heftigen Windböe erfasst

Mit aller Kraft kämpft es gegen den Wind
Um nicht am nächsten Baum zerdrückt zu werden
Erst als seine Beine auf einem festen Stein gelandet sind
Kann niemand mehr sein Glück verderben
Denn nicht weit von hier leuchtet es hinter einem Hain
Voller Vorfreude krabbelt es dorthin
So wird es umgarnt von des Feuers Schein
Brennende Flügel sind nun sein Gewinn

Vor Schmerzen rennt es wild umher
Nur weg von diesem Flammenmeer
In einer kleinen Pfütze findet es Erlösung
Sein Schicksal hingegen erfährt eine Entblößung
Der furchtbarsten Art
Sein Herz wird immer blasser
Bevor das Tierchen endgültig erstarrt
Ertrinkt es qualvoll im dunklen Wasser