Roter Sonnenuntergang

Elfriks Segen

Es war einmal ein älterer Mann. Er pries Elfrik – den Gott der Müßigkeit, der Träume und des Feierns – jeden Tag. Er hielt stets alle Dorfbewohner dazu an, Elfrik ebenfalls als wahren Gott anzuerkennen. Denn viele beteten nicht zu ihm. Sie meinten er sei überflüssig und hätte keine große Macht. Um Elfriks Lehren zu verbreiten, bot der Alte jedem seine Hilfe an, der darum bat.

Eines Tages kam ein Freund des Alten vorbei und erzählte ihm von seinem Problem. Vor kurzem hatte er den Wein in seiner Winzerei fertiggestellt. Aufgrund der guten Ernte waren es aber unzählige Fässer geworden. Alle mussten nun nach Verdorbenheit und Geschmacksgüte getestet werden. Sie waren jedoch nur vier Mann und er wusste nicht, wie sie tausend Fässer verkosten sollten. Der Freund bat ihn um mehr Männer oder ein Mittel, was sie vor der Wirkung des Alkohols bewahren würde. Der Alte sagte aber: „Kostet es lediglich und trinkt keinen Tropfen. Betet dabei zu Elfrik und alles wird gut werden.“
Sie folgten seiner Anweisung und blieben auch nach dem tausendsten gekosteten Wein standhaft und klaren Geistes.

An einem anderen Tag suchte ihn sein Enkel auf und bat ihn um Hilfe. Er müsse am nächsten Tag eine Prüfung in Zauberei ablegen und hätte noch nicht viel gelernt. Er fragte ihn, ob er nicht zu Zion – der Göttin der Magie und des Lernens – beten und die ganze Nacht üben solle.
„Was bringt dir eine schlaflose Nacht, wenn dir bei der Prüfung die Augen zufallen? Übe nur so lange, dass du noch genügend Zeit zum Schlafen und Träumen hast. Und bete zu Elfrik, bevor du zu Bett gehst.“
Der Enkel tat, wie ihm geheißen. In der Nacht träumte er von allerlei Zauberei und wachte am nächsten Tag guter Dinge auf. Bei seiner Prüfung gelang ihm plötzlich alles viel besser, als am vorigen Tag. So war es nicht verwunderlich, dass er diese mit Bravour meisterte.

Eines furchtbaren Tages wurde der Alte krank, so dass er von nun an ans Bett gefesselt war. Als ihn seine Familienangehörigen besuchten, wunderten sie sich, warum er nicht Katox – den Gott der Krankheit und des Todes – bat ihn zu heilen?
„Katox würde das nicht gutheißen. Ich bin alt und meine Zeit ist bald gekommen. Würde ich Katox um etwas bitten, würde er mich gleich holen. Drum bete ich lieber zu Elfrik. Er erfüllt mich mit Glück, auch wenn ich nicht mehr arbeiten und nur noch müßig sein kann.“

Mit Elfriks Segen verbrachte der Alte noch viele glückliche Tage, in denen regelmäßig seine Freunde, Kinder und Enkel vorbeischauten. Eines besonders schönen Abends fiel das Rot der Sonne durch die nahegelegenen Weinreben direkt auf sein Bett. Die letzten Strahlen genießend, schlief er friedlich ein.

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